Ich denke, die meisten der Eltern, die ich kenne, haben grundlegend verstanden, was das Internet ist und wie ein Smartphone funktioniert. Gerade die bloggenden Eltern machen mir wenig Sorgen, aber wie verhalten sich eigentlich „zart digitalisierte“ Eltern im Netz? Eltern, die Facebook tatsächlich nur privat verwenden und die von „diesem Twitter“ mal gehört haben, die aber den Failwhale noch nie gesehen haben. Die Eltern, die gerne auch einmal eine Einladung zu (was auch immer die aktuelle Variante von) Farm Ville schicken.
Wie verhalten sie sich? Wie gehen sie damit um und was teilen sie auch über ihre Kinder dort? Und vor allem: Was geben sie ihren Kindern im Umgang mit dem Netz mit? Es soll hier nicht zwingend darum gehen, wie viele Bilder ihrer Kinder sie posten und was sie über ihre Kinder veröffentlichen. Das ist noch einmal ein ganz anderer Punkt. Nein, die Frage ist, wie verhalten sich Eltern im Netz – wie steht es um ihre digitale Medienkompetenz – und was können sie ihren Kindern mitgeben?
Die Hälfte aller achtjährigen Kinder „im Internet“
Eine Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit (DIVSI) von 2015 zeigte auf, dass bereits mehr die Hälfte aller achtjährigen Kinder „im Internet“ sind. Viele davon sind es sogar nicht nur einmal die Woche, sondern mehrmals. Nicht ganz ein Drittel der sechsjährigen Kinder sind im Internet unterwegs und noch immer jedes 10. dreijährige Kind ist bereits online!
Die Studie basiert auf über 1.000 befragte Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren und über 1.800 Eltern mit Kindern zwischen 3 und 8 Jahren. Eine genaue Auswertung der Studie gab es damals von den Mobilegeeks, die wirklich einen Blick wert ist. Interessant an der Studie finde ich, wie hoch die Verbreitung von Unterhaltungselektronik bei den jungen Kindern ist. Weiterhin fällt auf, dass statistisch gesehen, die Zeit, die Kinder am PC/Notebook oder am Smartphone verbringen durchaus starke Unterschiede bei Eltern mit unterschiedlichen Bildungsniveaus aufweist. Eltern mit hohem Bildungsniveau lassen ihre Kinder anscheinend weniger Zeit vor dem PC oder Smartphone verbringen, als Eltern mit niedrigerem Bildungsniveau. Leider wird nicht gesagt, wie oft die Option „Weiß ich nicht“ ausgewählt wurde.
Ich finde es per se nicht schlimm, wenn Kinder Zeit vor dem Rechner oder Smartphone verbringen, allerdings ist es schon wichtig, was sie dort machen. Und idealerweise sollten sie diese Zeit gemeinsam mit den Eltern verbringen. Wer kennt eigentlich den „Internet Guide für Eltern“ mit „Tipps zur Medienerziehung in der Familie“?
Viele Infobroschüren und Ratgeber, aber wer liest sie?
Eine Google Suche nach Eltern im Netz bringt als erstes Ergebnis eine Informationseite des Bayerischen Landesjugendamtes für Eltern, die sich über das Elternsein informieren wollen. Nicht, wie sie sich im Netz verhalten sollten, oder worauf sie achten sollten! Weiterhin gibt es noch viele Suchergebnisse zur (Satireseite) Eltern-im-Netz.net, die mittlerweile aber nicht mehr live ist. Ähnlich sieht es bei einer Suche nach Eltern im Internet aus, hier finden sich einige Ratgeber und Infobroschüren dazu, wie Eltern ihre Kinder im Internet begleiten können.
Hier frage ich mich aber:
- Wer liest diese Infomaterialien zu Eltern im Netz?
- Liegt der Fokus hier ausschließlich auf die Begleitung der Kinder im Netz?
Wird den Eltern dort auch etwas über das eigene Verhalten im Netz beigebracht? Ich denke mittlerweile sollten die meisten Eltern auch aus den klassischen Medien erfahren haben, dass sie vielleicht nicht einfach jedes Bild ihrer Kinder bei Facebook und Co. posten sollten, vor allem nicht öffentlich. Das ist ja auch schon einmal gut und wichtig. Doch wie sieht es mit der digitalen Medienkompetenz (ich kürze es mal auf digitale Kompetenz) der Eltern aus?
Natürlich habe ich hierzu keine Studie angefertigt und kann nur aus meiner eigenen Filterblase erzählen. Hier habe ich eine Vielzahl von online affinen Menschen, die über eine relativ gute digitale Kompetenz verfügen, in meiner Blase. Aber hin und wieder stolpere ich auch über Eltern in meiner Timeline, die eben etwas zarter digitalisiert sind. Hier sehe ich manchmal durchaus noch Verbesserungspotential bei der digitalen Kompetenz. Was können sie also ihren Kindern im Umgang mit dem Internet mitgeben? Wie können sie diese auf die digitale (auch Arbeits-)Welt vorbereiten?
Lehrer auch nicht viel besser bei digitaler Kompetenz
Wie die YouGov Umfrage von Anfang diesen Jahres zeigt, fühlen sich deutsche Schüler von ihren Lehrer leider auch nicht wirklich auf die digitale Welt vorbereitet. Auch wenn Lehrer durchaus eine Affinität für die digitalen Medien besitzen, so fehlt es häufig schlicht an einer Möglichkeit, den Kindern die digitale Kompetenz zu vermitteln. Es gibt halt zum einen noch gar kein Fach „Digitale Kompetenz“ (leider gibt es auch kein Fach „Medienkompetenz“). Weiterhin stehen die Lehrer vor der Herausforderung, sich selbst nicht mehr als Wissensvermittler sondern eher als „Begleiter individueller Lernprozesse“ zu sehen, wenn es um das Thema Internet geht. So sieht es zumindes Prof. Dr. Aufenanger von der Uni Main in der Studie.
Doch auch in der Lehrerausbildung mangelt es teilweise schon an digitaler Kompetenz, oder aber, an kreativem Umgang mit den digitalen Medien. So lernen die Lehrer während des Studiums teilweise nur unzureichend mit den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt umzugehen und somit natürlich auch nicht, wie sie diese im Unterricht einsetzen können. Bedenkt man, dass 71 Prozent der befragten Schüler sagen, dass ihre Lehrer sich nicht mit Social Media auskennen würden und 62 Prozent zudem sagen, dass ihre Lehrer ein Smartboard nicht bedienen könnten, so ist dies durchaus ein Grund, sich da einmal mehr Gedanken zu zu machen.
Ich meine, 43 Prozent der befragten Schüler finden, dass ihre Lehrer wenig oder gar keine digitale Kompetenz besäßen – wobei man natürlich die Meinung der Schüler über ihre Lehrer mit Vorsicht genießen sollte. Dennoch, das Problem ist, dass sowohl Lehrer, als auch Eltern häufig nicht mithalten können und die Kinder mehr oder weniger auf sich gestellt sind. Und ganz ehrlich, viele Lehrer haben schon genug damit zu tun, überfüllte Klassen in den Griff zu kriegen. Sie sollen Wissen vermitteln, aber nicht unsere Kinder an Stelle der Eltern erziehen.
Wie verhalten sich Eltern im Netz nun?
Genau das ist die Frage und ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Beispiele geben könntet. Gerne auch eigene Erfahrungen!
Wer von euch kennt und nutzt Snapchat? Wie sieht es mit Twitch aus?
Letztlich glaube ich aber, dass es um generelle Medienkompetenz geht, egal ob online oder offline. Diese sollten wir stets verbessern und prüfen, denn sie ist nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für uns selbst wichtig. Wenn wir unseren Kindern eine gute Grund-Medienkompetenz vermitteln können, denke ich, dass sie das schon ganz gut vorbereiten wird.