
Das Thema Medienkompetenz ist für mich schon ein langer Begleiter. Ich habe während meines Studiums (Kommunikationsmanagement) bereits versucht, an einer Schule ehrenamtlich Seminare anzubieten, die Medienkompetenz vermitteln sollten (leider sah man damals keine Notwendigkeit). Medienkompetenz ist für mich essentiell in einem Zeitalter, in dem Informationen quasi frei verfügbar sind und auch Falschmeldungen leider Alltag sind.
Was verstehe ich unter Medienkompetenz
Medienkompetenz ist für mich nicht nur die Einschätzung der Berichte in Medien und das kritische Hinterfragen der Motivation von Autoren, sondern auch einen Überblick zu haben, welche Informationsquellen existieren und wie vertrauensvoll sie sind. Es ist mehr als zu wissen, wie man google bedient, es bedeutet auch zu verstehen, wie google funktioniert und warum es manchmal sinnvoll ist, nicht mit eingeloggtem Google Account zu suchen.
Im Grunde sollten Menschen mit Medienkompetenz den gesunden Menschenverstand verwenden und nicht alles für bare Münze nehmen, was ihnen von Suchmaschinen oder auf Social Media Plattformen in die Timeline gespielt wird. Für mich ist Medienkompetenz zu einem großen Teil digitale Medienkompetenz.
Können Lehrer die Medienkompetenz alleine vermitteln?
Dabei kann es meiner Meinung nach nicht die alleinige Aufgabe der Lehrer sein, diese Medienkompetenz zu vermitteln, sondern es muss von den Eltern und den Lehrern gleichermaßen vermittelt werden. Dies setzt natürlich voraus, dass sowohl Eltern, als aber auch die Lehrer über eine ausreichende Medienkompetenz verfügen. Vor allem im digitalen Bereich!
Im Frühjahr dieses Jahres hat eine YouGov Umfrage im Auftrag von Microsoft gezeigt, dass es mit der digitalen Medienkompetenz bei Lehrern – laut Aussage der Schüler (!) – nicht gut aussieht. „Nur 17 Prozent der Schüler fühlen sich von ihren Lehrern auf die Anforderungen einer digitalen Arbeits- und Lebenswelt vorbereitet“, heißt es da. Nun muss die Selbsteinschätzung von Schülern durchaus mit Vorsicht genossen werden, aber meine eigenen Erfahrungen gerade mit älteren Lehrern bestätigen den Eindruck durchaus. Selbst bei manch jüngeren Lehrern muss ich sagen, dass ich zumindest etwas verwundert bin, wie sie das Thema „Digitales“ behandeln, bzw. damit umgehen.
Wenn aber etwa die Hälfte aller achtjährigen Kinder „im Internet“ unterwegs sind, so sollte man sich doch ernsthaft Gedanken machen, was sie dort machen und wie sie sich dort verhalten. Vor allem aber, wie sie mit den Informationen dort umgehen. Und hier sehe ich vor allem auch die Eltern in der Pflicht. Es beginnt schon im jüngsten Alter, denn tatsächlich ist es nicht nur gut, schon kleinen Kindern einen uneingeschränkten Zugang zu Smartphone und Tablet zu gewähren, wie Forscher am Boston University Medical Center aufzeigten.
Lehrern (und Eltern) die digitale Medienkompetenz vermitteln?
Hier ergeben sich Nachteile nicht nur in der sozialen Kompetenz, wie man es direkt vermuten würde, sondern auch aus mathematischer oder physikalischer Sicht sind Nachteile zu befürchten. Hier geht es wohlgemerkt darum, wenn Kinder bis zu drei Jahren vorwiegend vor dem Tablet/Smartphone sitzen! Meiner Meinung nach sollte es kein Problem sein, wenn auch Kinder unter drei Jahren hin und wieder (!) mal ein Smartphone oder Tablet verwenden – im Gegenteil, ich finde, sie sollten die Technologie durchaus kennen lernen, doch alles sollte in einem gesunden Rahmen bleiben.
Dennoch ist es nun einmal so, das die Kinder mit dem Internet aufwachsen. Digitale Medienkompetenz ist daher für mich so wichtig. Leider ist es an Schulen, aus unterschiedlichen Gründen, häufig so, dass wenn man dort auf digitale Lernmittel setzt, in den meisten Fällen nur das Medium ausgetauscht wird, der Unterrichtsstil sich jedoch den Möglichkeiten digitaler Mittel nicht anpasst. Nun haben Lehrer – entgegen mancher Vorurteile – wirklich keinen einfachen Job und ich kenne viele, die sehr bemüht sind, sich nicht nur selbst mit den neuen Möglichkeiten auseinander zu setzen, sondern diese auch den Schülern zugänglich zu machen. Doch ist hier allgemein noch viel Potential, das nicht genutzt wird. Und das beginnt meiner Meinung nach bereits in der Ausbildung der Lehrer: Dem Studium.
Ich denke, schon die Lehramtsstudiengänge müssten neben dem Pädagogikteil auch einen festen Bestandteil Medienkompetenz beinhalten, in denen den angehenden Lehrern sowohl eine solide Medienkompetenz beigebracht wird, als aber auch gezeigt wird, wie sie diese weitervermitteln können!
Nur wenn Lehrer und Eltern über eine ausreichende Medienkompetenz verfügen, können sie diese auch an die Kinder weitergeben.
Die heutigen Vorbilder – YouTuber und Streamer
Was passiert denn, wenn die Medienkompetenz nicht vermittelt wird? Die Kinder womöglich uneingeschränkten und unkontrollierten unerklärten Zugang zum Internet haben? Es kommt für alle Eltern der Tag, an dem man nicht mehr Vorbild ist (wie es mir davor graust!) und andere an diese Stelle treten. Ich kann nur hoffen, dass ich meiner Tochter bis dahin gemeinsam mit Christina genug vermitteln konnte, so dass sie sich die „richtigen“ Vorbilder sucht.
Heutzutage sind es bei den jungen Menschen vor allem YouTuber und Streamer, die eine Vorbildfunktion einnehmen. Sie haben großen Einfluss auf die jungen Menschen, die ihren Vorbildern nacheifern, wie wir es damals gemacht haben (Ich habe meine Hosen wie Kriss Kross getragen!). Und bei den YouTubern, die ich persönlich kenne, habe ich da auch gar nicht so große Probleme mit. Doch leider gibt es da auch eine Vielzahl junger YouTuber, die sehr viele (häufig sehr junge) Fans haben, deren Verhalten und vor allem aber auch Videos meiner Meinung nach nicht für den sorglosen Konsum durch junge Menschen geeignet sind…
Häufig sind aber gerade diese YouTuber sich ihrer Verantwortung als Influencer bewusst, oder wollen sie nicht wahrnehmen.
Ich bin keine Vorbildfunktion und will auch keine sein.
Wieso werde ich in die Position gedrängt? 😅 kann man mich vorher mal fragen?😅
— Simon Desue (@SimonDesue) 6. Juni 2016
Doch haben Influencer durchaus eine Vorbildfunktion, ob sie nun wollen, oder nicht. Und daraus erwächst eine Selbstverantwortung, die sie wahrnehmen sollten. Zumindest wünsche ich mir das.
Die Selbstverantwortung von Influencern
Die Space Frogs haben hier ein, meiner Meinung nach, sehr gutes Video zu dem Thema Selbstverantwortung von Influencern gemacht:
Wie erkennt man Falschmeldungen im Internet?
Gerade auf Facebook, Twitter und Co. werden viele Meldungen geteilt, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Schlimmer noch, in etwa 60% der Fälle werden Links geteilt, ohne die Seite dahinter überhaupt geöffnet und gelesen zu haben! Gerade sehr schockierende oder unglaubliche Meldungen werden so schnell geteilt, ohne auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft worden zu sein. Dabei hätte eine schnelle Google Suche schon gezeigt, dass es sich um eine Falschmeldung handelt. Hier drei einfache Tools, die helfen können:
Mit der Google Bildersuche kann man beispielsweise das Bild einmal (auch als URL) durch die Suche jagen und sehen, wo es überall auftauchte. Ist es wirklich ein aktuelles Bild von dem Ereignis, oder ist es schon in anderen Kontexten aufgetaucht?
Ähnlich sieht es mit dem YouTube Dataviewer aus, der von Amnesty International angeboten wird und YouTube nach ähnlichen Inhalten durchsucht. So lassen sich hier gegebenenfalls unterschiedliche Zusammenhänge oder sogar Betrügereien aufdecken.
Und nicht zuletzt: Ein EXIF-Reader hilft, die Metadaten von Fotos, Videos und Tonspuren zu überprüfen. Dazu gehören Informationen zur verwendeten Kamera, wann das Bild gemacht wurde, wo das Bild gemacht wurde, etc.
Wer also demnächst nicht sicher ist, ob eine Meldung oder ein Post wirklich so hundert Prozent korrekt ist, könnte mindestens eines der Tools verwenden, um den Beitrag zumindest einer schnellen Prüfung zu unterziehen.