
Nach der Geburt unserer Tochter im August fehlte uns für das vollkommene Nerdeltern-Glück eigentlich nur noch eines, das offizielle „Ja“ vor dem Standesamt.
Offiziell verheiratete Nerdeltern
Am Freitag, dem 7.10.2016 haben wir diesen Schritt nun nachgeholt. Geplant hatten wir ihn schon mehrfach, letztes Jahr zum Beispiel, doch dann ist uns immer wieder etwas dazwischen gekommen. Doch nun ist es geschafft und wir sind endlich offiziell verheiratet. Warum mir das so wichtig war? Nun zum Einen war ich vorher noch nicht anerkannter Vater. Ich hatte eine Vaterschaftserklärung unterzeichnet, die erklärt, dass ich alle Pflichten eines Vaters übernehme, doch die Rechte hatte ich damit noch nicht. Wir hätten auch eine entsprechende Erklärung für die Rechte noch unterzeichnen können, doch da wir eh die Hochzeit anmelden wollten und es damit dann auch erledigt wäre, haben wir es 2 Monate ohne durchgehalten. Nun aber bin ich auch mit allen Rechten Vater meiner Tochter vor dem Gesetz.
Aus diesem Grund bin ich um so glücklicher, dass wir es nun endlich geschafft haben. Wer sich nun fragt, was so schwer daran sein kann, eine Hochzeit zu organisieren – zumal „nur“ standesamtlich – der hat das anscheinend noch nie gemacht. Vor allem nicht, wenn man eine Geburtsurkunde aus Frankreich benötigt…
Doppelter Behördenmarathon
Denn die französischen Behörden haben uns insgesamt 2 Mal einen Strich durch die Hochzeitsplanung gemacht! Bereits letztes Jahr wollten wir eigentlich im Sommer heiraten, wir hatten uns erkundigt, was alles benötigt wird und ab wann man sich beim Standesamt idealerweise einen Termin besorgt. Eigentlich alles relativ einfach, wäre da nicht der Punkt, dass ich in einem kleinen Vorort von Paris geboren bin. Denn mit einer doppelten Staatsbürgerschaft (deutsch und französisch) und einem Geburtsort in Frankreich ging ein doppelter Behördenmarathon für uns los.
Erst musste geklärt werden, welche Geburtsurkunde ich denn eigentlich benötigte. Eine internationale Geburtsurkunde hätte dem Standesamt genügt, da wäre eine Übersetzung nicht nötig gewesen. Einfach gemacht, dachte ich und surfte los. Ich fand die entsprechende Seite der Gemeinde und beantragte eine Geburtsurkunde. Als Anmerkung nannte ich den Wunsch nach einer internationalen – bilingualen Geburtsurkunde (französisch-englisch). Ich erhielt eine Bestätigung meiner Anfrage per Mail und so wartete ich … Nach etwa 1,5 Monaten hakte ich das erste Mal nach, doch erhielt keine Antwort. Nach weiteren 2 Wochen hakte ich erneut nach. Wieder ohne Reaktion.
Nach insgesamt 2,5 Monaten dann erhielt ich doch endlich Post der Gemeinde Evry: Meine Geburtsurkunde! Es waren sogar zwei Exemplare – beide auf französisch, keine bilingual. Das war aber nicht schlimm, denn mittlerweile war auch der Wunschtermin nicht mehr verfügbar und nach dem ganze Hin und Her haben wir uns entschieden, die Hochzeit dann einfach auf dieses Jahr zu verschieben. Zur Sicherheit aber schrieb ich noch einen Brief und fragte nochmals nach einer bilingualen Geburtsurkunde. Bei den Wartezeiten wäre diese womöglich rechtzeitig für die neue Anmeldung da!
Und tatsächlich erhielt ich nach 2 Monaten eine bilinguale Geburtsurkunde! Es geht also doch. Blöd nur, dass wir nun die Hochzeit verschoben hatten und das Standesamt natürlich nicht beliebig alte Urkunden akzeptiert. Nein, sie müssen noch frisch sein! Damit half mir die Urkunde nicht weiter, doch nun wusste ich, wie es geht und konnte auch in etwa einschätzen, wie lange es dauern würde! Da wir eigentlich im Frühjahr heiraten wollten, wäre also Ende 2015 der richtige Zeitpunkt um die Urkunde zu beantragen! Damit stand dem Nerdeltern-Sein also nur noch die Zeit im Wege!
Sie wurden hier nicht geboren!
Springen wir zum Ende des Jahres, ich schrieb den Brief erneut druckte den Brief erneut aus, schickte ihn ab und wartete. Nach nur einer Woche war Post aus Frankreich im Briefkasten, was mich verwunderte, so schnell ging es noch nie! Noch verwunderlicher aber war der Inhalt: Es war ein Schreiben, dass mir erklärte, dass ich mich doch bitte an die Gemeinde wenden solle, in der ich geboren bin, denn laut den Unterlagen bin ich in der Gemeinde nicht geboren worden!
Interessant, dass die Gemeinde, die mir insgesamt 3 Geburtsurkunden ausgestellt hat, mir nun sagte, ich sei dort nicht geboren! Das war nun doch sehr ungewöhnlich. Mein nächster Griff ging zum Telefonhörer (sagt man das heute eigentlich noch? Meistens ist es ja ein Smartphone… Naja, egal). Ein Anruf half irgendwie nicht wirklich weiter (außer, dass er mir zeigte, wie eingerostet mein Französisch ist…), mir wurde nahegelegt, doch persönlich vorbei zu kommen. Nun besuche ich Paris und meine Familie dort sehr gerne, aber so spontan mal eben 600km rüber nach Paris zu fahren, um bei einer Gemeinde vorstellig zu werden, die mich nicht mehr im System finden? Das war mir dann doch etwas zu blöd.
So wurde die Hochzeit in den Sommer verlegt – warum auch stressen? Wir wollten ja eine schöne Zeit haben und keinen Nervenzusammenbruch.
Der beste Grund für eine Verschiebung
Ende Januar dann aber erfuhren wir, dass wir überraschend Nerdeltern werden würden – der wohl beste Grund, eine Hochzeit zu verschieben. Mit Hilfe meiner Familie in Paris konnte ich dann doch noch die Geburtsurkunde erhalten – auf französisch. Diese wurde hier beglaubigt übersetzt und am Ende haben wir am 7.10.2016 im engsten Kreise der Familie geheiratet. Kein großes Fest mit allen Freunden, wie wir es uns damals ausgemalt hatten, aber das holen wir nach. Mit einer 2 Monate alten Tochter wäre das auch etwas viel gewesen.
Der neue Plan steht übrigens: Nächstes Jahr im Sommer wird mit allen Freunden groß nachgefeiert. Uns schwebt eine entspannte Gartenparty vor. Einfach tolle Menschen um uns herum haben und eine super Zeit haben. Mehr braucht es doch nicht, um glücklich zu sein, oder?
Besucht mal ktoons.org!
Ach ja, das Titelbild ist übrigens von der wundervollen ktoons! Sie hatte uns auch das Bild zur Geburt unserer Tochter gemalt und wir sind von ihrem Stil ganz verzückt und hoffen auf noch mehr Bilder von ihr für uns Nerdeltern! Schaut doch mal bei ihr vorbei!